Win back your personal sovereignty on the Internet

2016/02/24

Doctoral College „Privacy and Trust for mobile users“ opened at TU Darmstadt

The following text is only available in German.

Mit einer akademischen Feier und Fachvorträgen ist das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg „Privatheit und Vertrauen für mobile Nutzer“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der TU Darmstadt am 24. Februar offiziell eröffnet worden. Das Graduiertenkolleg wird seit Oktober 2015 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Es vereint 11 Professorinnen und Professoren, fünf Postdoktorandinnen und -doktoranden sowie mehr als 20 Promovierende aus den Bereichen Informatik, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Soziologie.

Der Sprecher des Graduiertenkollegs, Informatik-Professor Max Mühlhäuser, skizziert die Meilensteine und langfristigen Visionen des Kollegs:

Was ist der thematische Kern des Graduiertenkollegs und was soll in fünf Jahren erreicht sein?

In unserem interdisziplinären Team betrachten wir den Privatsphärenschutz bei der mobilen Internetnutzung und entwickeln neue Lösungen. Wichtig ist uns dabei, den Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle über Ihre Daten zurückzugeben und trotzdem – oder besser genau dadurch – neue profitable Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Weltweit erheben Unternehmen und Regierungen immer mehr sensible Nutzungsdaten und Laien können den Schutz ihrer Privatsphäre immer schwieriger durchsetzen.

Wir wollen dieser Entwicklung etwas entgegensetzen, ohne die vielen Vorteile der mobilen Anwendungen einzuschränken. Unser Lösungsvorschlag ist ein neuartiges persönliches Mobilgerät als digitaler Stellvertreter. Dieses „AlterEgo“ soll seine Nutzer in der IT-Welt vertreten, Privatheit und Vertrauensbewertung regeln und zwischen den Interessen von Anwendern und Anbietern vermitteln. Bei heutigen Smartphones legen Hersteller und Anbieter die eingebauten Funktionen fest; deshalb taugen sie nicht, um ausspähende oder nicht vertrauenswürdige Dienste in die Schranken zu weisen.

Worin besteht der gesellschaftliche Nutzen?

Der digitale Stellvertreter wäre eine revolutionäre Erleichterung für zukünftige Internetnutzer und kann die Art, wie wir im Internet handeln und kommunizieren für immer verändern. Es wäre ein wenig, wie die Zivilisierung des digitalen Wilden Westen. Wie dieses Gerät aussehen wird, ist noch völlig offen: Wird es ein neuartiges Smartphone? Eine neue SIMcard? Ein winziges Accessoire für Ring, Uhr, Ohr …? Wer baut es, wenn weder Staat noch große Hersteller vertrauenswürdig sind?

Auf dem Weg dorthin entwickeln wir Teillösungen, die schon die heutige Infrastruktur verbessern können: Neben den erwähnten technischen Lösungen und neuen Geschäftsmodellen, muss beispielsweise der Rechtsrahmen neu definiert werden. Denn Sensor-Daten, die zunächst völlig „unpersönlich“ erscheinen, können womöglich Jahre später zu personenbezogenen Profilen verdichtet werden. Auch hierfür erarbeiten Forscherinnen und Forscher in Ihren Promotionsarbeiten Vorschläge. Rechtswissenschaftler und Ökonomen arbeiten dabei eng mit Informatikern und Soziologen zusammen, um die Praxistauglichkeit der Ergebnisse sicherzustellen.

Was ist das am weitesten fortgeschrittene Teilprojekt und welche Ergebnisse liegen vor?

In ersten Arbeiten haben wir untersucht, wie man im Internet nicht nur seine Daten schützen kann, sondern auch seine Kommunikationsbeziehungen und Interessen. Jahrelang wurde das Netz von Internet-Großfirmen, Geheimdiensten und Kriminellen analysiert, um der Frage nachzugehen: „Wer sagt oder schreibt was?“. Zunehmend lernen wir, uns mit Verschlüsselung zu wehren und den „gläsernen Menschen“ zu verhindern. Aber schon wird unsere Kommunikation mit neuen Methoden durchforstet, um den Fragen „Wer kennt wen?“ und „Wen interessiert was?“ zu durchforsten – und leider reicht als Gegenwehr die Verschlüsselung nicht mehr: es hilft nur noch Anonymität im Netz, die aber sehr schwer herzustellen ist.

Wir haben hierfür einen neuen Ansatz erforscht, der die Nutzer da abholt, wo sie sind: bei der Nutzung der sozialen Medien. In einer beispielhaften Lösung haben wir die App für die Mikro-Blogging-Plattform Twitter erweitert: Der Nutzer soll mit einem einzigen Klick anonyme Kanäle benutzen können, die das System – am Dienst-Anbieter vorbei – automatisch aufgebaut hat. Die Lösung diente vor allem dazu, erforschte Grundlagen in der Praxis zu testen. Mit diesem Wissen stehen wir in den Startlöchern, um Systeme zu entwickeln, die hinsichtlich Anonymitätsgrad und Praxistauglichkeit neue Maßstäbe setzen können.

Mit Max Mühlhäuser sprach Anne Grauenhorst.