Das Graduiertenkolleg (GRK) will wesentlich zur Umkehr dieses Trends beitragen, also für Nutzer besseren Privatheitsschutz und im Netz bessere Durchschaubarkeit ermöglichen. Privatheitsschutz soll auf persönliche Interessen zuschneidbar und gleichzeitig für Laien handhabbar werden. Zielkonflikte mit wirtschaftlichen oder öffentlichen Interessen sollen besser vereinbar werden.
Die Durchschaubarkeit von Netzen soll unter dem Blickwinkel der Bewertung von Vertrauenswürdigkeit erforscht werden: Nutzer sollen das sie umgebende Netzwerk und seine Komponenten hinreichend verstehen und insbesondere anhand fundiert ermittelter Maße die zu erwartende Qualität einer Dienst- bzw. System-Nutzung sowie drohende Risiken bewerten können. Koordinierte Forschung am Paar Privatheitsschutz–Vertrauensbewertung erscheint doppelt geboten:
- es entspricht der zunehmend allgegenwärtigen Kopplung von Nutzer und Netz
- als Forschungsergebnisse werden einerseits Transparenz-verringernde, andererseits Transparenz-erhöhende Methoden erwartet
Spätestens wenn Nutzer als Dienstanbieter im Netz auftreten, entsteht ein Zielkonflikt.
Privatheit und Vertrauen sind seit Jahrhunderten gesellschaftlich relevante Themen, weshalb ein interdisziplinärer Ansatz unabdingbar erscheint. Daher arbeiten die Forscher aus der Informatik mit solchen aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Usability-Forschung zusammen.
Eine wichtige technische Vision des GRK bilden neuartige Mobilgeräte unter größtmöglicher Nutzerkontrolle. Sie sollen die Nutzer im digitalen Netz vertreten, Privatheit und Vertrauensbewertung regeln, zwischen Nutzer- und Dienstanbieterinteressen verhandeln und Ad-hoc-Vernetzung kontrollieren. Neue Ansätze für solche Mobilgeräte, für vernetzte IT-Dienste, für soziale Netze und für sensorgestützte Umgebungen sollen erforscht werden.